Martin Gancarczyk
Klappentext:
Vier alte Blutlinien aus Salem.
Zwei Jungs, unterschiedlich wie Tag und Nacht.
Ein dunkler Wald, der in den Schatten lauert.
Kein Entkommen.
Harlow McQueen und Jax Ingram haben es geschafft: Der Abschluss an der Eliteschule St. Andrews in Sydney liegt erfolgreich hinter ihnen. Das echte Leben als Hexe kann beginnen – für den einen in der High Society, für den anderen als Straßenhexe. Jedenfalls dachten sie das.
Doch eine Entführung zwingt sie, die Lichtwelt zu verlassen und die Schattenseite zu betreten. Jene Welt, in der die Hexen den Wald von Salem eingesperrt haben, der seither darauf lauert, die Hexen für immer zu unterjochen.
Schnell stellen Harlow und Jax fest, dass ihr bisheriges Leben nur ein winziger Teil einer großen Lüge und ihr Schicksal seit jeher verbunden war. Nur gemeinsam können sie in dieser neuen Welt bestehen. Doch ihre Mission wird sie entweder für immer verbinden oder für ewig auseinanderreißen.
Buchcover: © Martina Grandhomme, Rinteln
Bild: © ›Buchsüchtig-Queerblog‹
Meine Meinung:
Harlow schien mir sehr unglücklich mit seinem Leben zu sein. Er empfindet es als fremdbestimmt und sieht keine Chance daraus auszubrechen. Seine Schule, die St. Andrew Academy ist für ihn ein Gefängnis und er tat mir unendlich leid, denn auch seine Zukunft, mit einer Laufbahn im Familienunternehmen, ist ohne seine Einverständnis vorherbestimmt. Ein selbstbestimmtes Leben ist somit für ihn weder in der Gegenwart, noch in der Zukunft vorgesehen. Ich stelle mir das furchtbar vor. Dass seine Mutter die Präsidentin ist, macht die ganze Sache eher schwerer als leichter und der damit einhergehende Druck auf ihn muss enorm gewesen sein. Selbst seine Hochzeit mit einer Frau ist schon arrangiert und das, obwohl seine Mutter über seine Homosexualität bescheid weiß. Wie kann man so leben? So fremdbestimmt und ohne Hoffnung auf eigene Entscheidungen? Und wie kann seine Mutter das unterstützen und nicht alles dafür tun, dass ihr Kind glücklich wird? Für mich war die Vorstellung, so oben zu müssen, der Horror.
Nach Harlow lernte ich Jax kennen, der weitaus freier zu leben schien als Harlow und diesen regelrecht hasste, obwohl er scharf auf ihn ist. Da musste ich schmunzeln, denn diese Situation versprach interessant und lustig zu werden. Zwar ist Jax der Sohn des Verteidigungsministers, aber er hat keinen Platz in der gehobenen Gesellschaft in der sich Harlow bewegt und kann damit weitaus freier und selbstbestimmter leben. Ich mochte ihn, da er witzig ist, was sich beispielsweise in seinem Spitznamen für Harlow zeigte, den er „Eisprinz“ nennt und ich fand diesen Namen sehr treffend, auch wenn er wenig schmeichelhaft ist. Auch auch wenn er starkes Interesse an Harlow hat, so lehnt er ihn auf der anderen Seite auch ab, was ich überdeutlich in seinen Gedanken lesen konnte und was sich auch wunderbar in dem Kleinkrieg zeigte, in dem er sich mit Harlow befand. Dabei fiel mir der Spruch „Was sich neckt, das liebt sich“ ein. Würden sie sich wirklich hassen und dabei keinerlei Interesse haben, würden sie sich entweder richtig verletzen oder gänzlich aus dem Weg gehen. Beides haben sie nicht getan.
Lustig wurde es auch, als Harlow freundlich zu Jax ist und tatsächlich etwas Interesse zeigt, woraufhin Jax nun gänzlich verwirrt ist und erstmal die Flucht ergreift. Das konnte ich gut verstehen, denn es zu akzeptieren würde einer Kapitulation gleichkommen und ihn verletzlich werden lassen. Tatsächlich stellte sich ziemlich bald heraus, dass sie beide Interesse aneinander haben, diesem aber aus unterschiedlichen Gründen nicht nachgeben können. Bekriegen ist einfacher als sich zu öffnen und ich konnte es verstehen, das sie so handelten, auch wenn ich es schade fand. Für beide.
Harlow lernte ich dann später im Buch besser kennen und als seine Freunde Ruby und Oli in Gefahr gerieten zeigte sich, dass er echt anständig ist. Das hatte ich ihm nicht unbedingt zugetraut, aber er ist sofort zur Stelle um sie zu retten und würde alles riskieren um ihnen zu helfen. In dieser Situation tauchte natürlich auch Jax wieder auf und sofort sprühten wieder die Funken und er gerät mit Harlow aneinander. Ihnen wird geraten endlich miteinander zu schlafen und da musste ich grinsen, denn sie bestreiten natürlich sofort das Offensichtliche. Vielleicht hätte Ihnen in Ihrer Situation etwas Zweisamkeit tatsächlich gut getan. Aber vorerst waren andere Dinge wichtiger, denn etwas Dunkles und Bedrohliches kommt auf sie zu und sie müssen all ihre Kraft aufbringen, um sich diesem entgegenzustellen und ihre Freunde zu retten. Dass das nur gelingen konnte, in dem zusammenarbeiten und ihre Streitereien begraben, war etwas ungünstig für sie, aber für mich sehr unterhaltsam.
Ich hätte sie bedauert, wenn sie mir leid getan hätten, aber so war es einfach zu witzig zu beobachten, wie sie sich wanden und zusammenraufen mussten. Als sie später Geheimnisse erfuhren, die sie nie hätten erfahren sollen und die gesamte Situation mit jeder Offenbarung verfahrener und komplizierter wurde, bin ich nur so durch die Seiten geflogen und wollte immer mehr und mehr wissen.
Leider wurde es dann sehr unschön für Jax und Harlow, auch wenn ich mich bei der Enthüllung ihrer Verbindung königlich amüsierte. Eine Notsituation zwingt sie etwas zu tun, wodurch Dinge ans Licht kommen, die sie beide überrumpeln. Sie können sich nicht dagegen wehren und ich hoffte, dass es für sie gut enden würde. Allerdings wurde es erst einmal schlimmer, als Harlow Dinge enthüllt werden, die er ohne die Unterstützung von Jax und ihrer Verbindung zueinander, nicht hätte verarbeiten können. Zwischen all dem Chaos, in dem sie versuchen irgendwie klarzukommen, kämpfen zu lernen und sich und ihre Freunde zu retten, kommt es immer wieder zu Situationen, die mich grinsen ließen, denn Ihr gegenseitiges Interesse ist mehr als offensichtlich und die Anziehung zwischen ihnen blendet fast alles aus, was nicht mit dieser Anziehung und dem Wunsch nach Zweisamkeit zu tun hat.
Es war cool zu lesen, wie sich Harlow entwickelte, wie er seine Fähigkeiten ausbaute und an den ihm gestellten Aufgaben wuchs. Ich mochte ihn genauso wie Jax. Und Ihr Umeinander herumtänzeln habe ich geliebt. Ein Schritt vor, zwei Schritte zurück und wieder ein Schritt aufeinander zu. Dazwischen alles, was man sich in solchen Situationen aufgrund von Unsicherheit gegenseitig an den Kopf werfen kann und das war wahnsinnig unterhaltsam. Zudem hat Martin ganz wunderbare Worte gefunden um die Unsicherheit und die Gefühle seiner beiden Jungs zu beschreiben. Ich habe Ihre Entwicklung genossen und war gespannt, wie es mit Ihnen enden würde.
Aber erst einmal wurde es wahnsinnig spannend mit den Enthüllungen und Aufgaben. Und es wurde unendlich romantisch. Keineswegs kitschig, sondern einfach wundervoll, zauberhaft romantisch auf eine Art, die ich geliebt habe und bei der mir das Herz aufging. Genauso wie bei dem irrsinniger Kampf der entbrannte und bei dem es um alles oder nichts ging. Siegen, oder untergehen. Etwas Anderes stand nicht zur Debatte, denn sind Jax, Harlow und ihre Freunde und Verbündeten erfolgreich, liegt eine strahlende Zukunft vor ihnen. Sind sie es nicht, geht die Welt unter und alles was gut, lebens- und liebenswert ist, mit ihr. Es lastet ein enormer Druck auf Harlow, denn alles steht und fällt mit seinem Sieg, seinem Glauben an sich. Haben sie Erfolg, steht Jax und Harlow ein Leben bevor, dass es sich zu leben lohnt. Eine Liebe, die stärker ist als alles bisher Dagewesene, um die es sich zu kämpfen lohnt und die sie verdient haben. Ich habe so sehr für sie gehofft…
Martin hat seine Geschichte spannend, unterhaltsam und witzig in Worte gehüllt und sie mit wichtigen Botschaften wie Toleranz, Liebe, zu sich selbst stehen, Mut und Freundschaft bereichert. Ich habe beim Lesen gespürt, wie sehr er Harlow und Jax liebt und dass sie nicht einfach nur irgendwelche Protagonisten sind, sondern sie ihm am Herzen lagen. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und eine Fortsetzung würde ich noch lieber verschlingen, denn die Welt, die Martin in seinem Buch erschaffen hat, ist spannend, leuchtend und ganz wundervoll. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung für dieses großartige Buch und ich wünschte, ich könnte es noch einmal zum ersten Mal lesen.
Erscheinungsdatum: 31. Oktober 2022 im Drachenmond Verlag
Seitenzahl Taschenbuch: 369