von Kaja Evert
Klappentext:
Eine Stadt, eingeschlossen von Nebel. Zwei Ritter, die sich den Kreaturen aus dem Zwielicht entgegenstellen – und dabei ihre eigenen Dämonen bezwingen müssen.
Tibaults Leben gehört den Schattenlöwen, den Meuchelmördern der Kirche. Geboren als Fetzenseele, ausgebildet im Handwerk des Tötens, fürchtet er nur eins: sich in eine Kreatur zu verwandeln, die menschliche Seelen verschlingt. Als es geschieht, verstößt ihn sein Orden. Verzweifelt flieht er in den Nebel.
Lucien, der Ritter mit der Sonnenseele, sucht im Nebel nach einem verlorenen Freund. Dort treffen beide aufeinander. In Luciens Nähe empfindet Tibault eine bislang unbekannte Gier. Ist das der Hunger des Seelenfressers – oder etwas anderes?
Ihre Reise führt an unbekannte Orte voller düsterer Geheimnisse, bevölkert von tödlichen Bestien. Nichts ist, wie es scheint, und beide sind aufeinander angewiesen, um zu überleben. Doch Tibault darf Lucien niemals nahekommen…
Buchcover: © Jaqueline Kropmanns
Bild: © ›Buchsüchtig-Queerblog‹
Meine Meinung:
Sofort waren mir die Schattenlöwen unsympathisch, da sie kein Mitleid und keine Erbarmen kennen. Statt ihre Stärke zu nutzen um Leid zu lindern, schaffen sie noch Zusätzliches, wie es eine Szene vor den Toren des Doms zeigte. Und wie es noch deutlicher kurz danach in einer Szene im Dom wurde, bei der sich auch Tibault nicht wohl fühlte. Fetzenseele hin oder her, mir erschien er weitaus menschlicher als die Schattenlöwen und vor allem als dieser widerliche Erzbischof, den ich gehasst habe. Kaja hatte mich also schon direkt auf den ersten Seiten abgeholt und ich habe meine Sympathien und Antipathien sofort verteilt.
Und so wie Tibault bei den Schattenlöwen seinen Platz hatte, so hatte Lucien seinen scheinbar bei der Eisernen Laterne gefunden. Er genießt was er hat, trägt eine große Klappe spazieren und ist dabei doch beliebt und sympathisch. Und ich mochte ihn auch. Selbst als Tibault und Lucien gezwungen sind ihren Weg zusammen zu gehen, bleibt er noch optimistisch, obwohl die beiden überhaupt nicht zusammenpassen und ständig aneinander geraten. Sie bilden mehr eine Zweckgemeinschaft, als ein Team. Und sie geraten gemeinsam in eine Situation, die mehr als ungünstig ist. Bei der ich aber glaubte, dass gerade Ihre Unterschiede Ihnen weiterhelfen könnten. Sie sind zwar umgeben von Lügen und Betrug und müssen verschiedene Probleme lösen und Hindernisse aus dem Weg räumen, aber ich war mir fast sicher, dass sie sich dabei wunderbar ergänzen würden. Für mich leuchteten sie in der Dunkelheit die sie umgab und gegen die sie ankämpften. Und gerade Tibault habe ich als faszinierend empfunden. Ganz anders als das, was in diesem Buch als Kirche bezeichnet wird, denn diese war für mich das personifizierte Böse. Tibault dagegen war wundervoll empfunden, auch wenn er selbst sich nicht so sehen konnte.
Ich mochte auch Lucien sehr, der sich seiner Aufgabe durchaus bewusst ist und sich um die ihm anvertrauten Menschen sorgt. Ein feinfühliger Mann, der trotzdem niemals vor einer Gefahr fliehen würde, ohne nicht vorher alle Menschen zu retten, die er nur retten kann. Er ist tapfer, anständig und einfach großartig. Und genauso verhielt er sich Tibault gegenüber, dem Schreckliches angetan wurde und der um sein Leben betrogen wurde. Gemeinsam haben sie ein Ziel, eine Aufgabe und vielleicht auch eine Zukunft, denn mit jedem Tag der vergeht, erfahren sie mehr, erkennen, was ihnen angetan wurde und sind wild entschlossen, diesem Gräuel ein Ende zu setzen. Ich habe sie beide als unendlich mutig und stark wahrgenommen. Sie kämpfen um sich, um eine Zukunft, gegen Ungerechtigkeit und gegen Unwissenheit.
Eine wirklich coole Geschichte. Spannend, rasant, voller Intrigen. Aber auch eine Geschichte über Wahrheit, Loyalität, Liebe, Verrat, Selbstfindung und Selbstvertrauen. Kaja hat ihren beiden Antihelden Charakter und eine Vergangenheit gegeben und damit wuchsen sie mir sehr ans Herz. Das gefällt mir immer besser, als wenn mir Charaktere einfach nur vorgesetzt werden, ich sie nicht selbst entdecken kann und mir dadurch all ihre Fehler, wundervollen Eigenschaften, ihre Zweifel und ihr Mut Fremdbleiben und nichts in mir auslösen. Bei diesem Buch war es ganz anders und ich durfte erleben, wie Lucien und Tibault sich im Laufe der Geschichte entwickeln, wie sie wachsen, und dabei doch immer authentisch blieben. Und genau das fand ich großartig.
Erscheinungsdatum: 7. September 2022 im SadWolf Verlag
Seitenzahl Taschenbuch: 480