von Sandra Busch
Klappentext:
Nics Leben ist voller Probleme. Und es wird nicht besser, als er für das Start-up-Unternehmen Herzschmerz an einer Tür klingelt, um dem dortigen Bewohner im Auftrag seines Kunden das Beziehungs-Aus mitzuteilen. Denn ausgerechnet ein Mitglied der Hamburger Mafia öffnet ihm die Tür.
Bild: © Buchsüchtig
Cover: © Dead Soft Verlag | Sandra Busch
Meine Meinung:
Es begann mit Gesprächen über gescheiterte Beziehungen die über eine Agentur beendet und von einer zukünftigen Leiche mit angehört werden während nebenbei Tomaten ihren Platz in einem Korb einnehmen. Dazu noch die berechtigten Sorgen eines Mannes um die Zukunft seines Neffen, die ihn aber nicht davon abhalten den nächsten Auftrag zu erteilen. Irgendwie war diese Situation so herrlich absurd, dass ich in mich hineingrinsen musste, denn es zeigte mal wieder, dass auch die härtesten Kerle nur Menschen sind und ganz alltägliche Probleme haben. Für die zukünftige Leiche war das sicher nicht beruhigend, aber ich habe mich amüsiert und wollte wissen, wie es mit Kilian, dem Neffen, weitergeht.
Als Nic auf der Bildfläche auftauchte mochte ich es, dass nicht alles Friede, Freude Eierkuchen ist, sondern er mit weitverbreiteten Problemen zu kämpfen hatte, denn das ließ ihn normal und menschlich wirken. Ich mag diese überperfekten, langweiligen, anzugtragenden und wie die Götter ausgestatteten Kerle nicht, von denen man so oft lesen muss, dass es mir zum Hals heraushängt und ich bin dankbar für jedes Buch, in dem nicht irgend ein Jason oder Kyle einen Tim oder Leon ins Nirvana vögelt. Gibt’s hier nicht. Gut so. Zurück zum Buch, Nic und der Normalität, die Problemen gegenüber nicht immun ist. Er hat Familie und damit die alltäglichen kleinen oder größeren Sorgen, die sich nicht vermeiden lassen. Und er tat mir unendlich leid, denn er verdient definitiv mehr als das, was er bekam. Benutzt zu werden ist Scheiße und Nic stellte das ziemlich bald fest. Zumal sich die familiären Probleme häuften und es schier keinen einzigen Bereich in seinem Leben gab, der nicht problembehaftet war. Dumm nur, dass er gegen keines der Probleme etwas unternehmen konnte, denn jedes kam von ausserhalb und hatte irgendwie nur indirekt mit ihm persönlich zu tun…
Auftritt Anier!!! Für mich ist er ein Typ, der nach aussen hin hart wirkt. Unnahbar und brutal, sich aber innerlich nach mehr sehnt. Er umwirbt Nic nicht. Er fordert ihn geradezu und das auf eine Art, die charmant und gleichzeitig beängstigend ist. Nic ging damit allerdings ganz cool um, denn auch wenn er ein wenig verschreckt wirkte, so schien er neugierig zu sein, was ihn mit Anier erwarten könnte. Und ich wollte es auch wissen, also habe ich gehofft, dass sich Nic bald bei ihm meldet und meine Ungeduld ein Ende findet.
Dann gab es da noch Folkmar. Was für ein selbstgerechtes und widerliches Stück Dreck. Ich habe ihn nicht nur gehasst, sondern verachtet. Er verbaut Nicolas die Zukunft, die er sich so mühsam aufzubauen versucht und reiht sich damit perfekt in die Riege derer ein, die Nic nahestehen, aber ihm mehr schaden, als ihm gut tun. Was stimmt mit den Leuten nicht??? Nic kann strampeln und machen was er will, er bekommt von allen Seiten Steine in den Weg gelegt. Bis sich ihm dann doch eine Möglichkeit bietet, all seine Probleme mit einem Schlag aus dem Weg zu räumen, die aber einen unendlich hohen Preis von ihm fordert. Aber Nic wäre nicht Nic, wenn er diese Möglichkeit nicht nutzen würde. Widerwillig, aber er tut es. Ich habe bis zuletzt gehofft, dass er eine andere Lösung wählen würde, denn diese wurde ihm geboten. Er hätte nur zugreifen müssen…
Aber er ist stolz und wählt den steinigen Weg… Ich konnte ihn verstehen, habe allerdings bis zuletzt gehofft dass er kneift. Zumal ich ahnte, dass etwas nicht stimmt. Als dann plötzlich des Rätsels Lösung auftauchte, hätte ich brüllen können. Verrat!!! Oh mein Goth… Nic… Er tat mir so unendlich leid, denn er wurde schon wieder verarscht und nicht ernstgenommen. Warum passiert ihm das ständig. Er ist so ein wahnsinnig toller Typ und erfährt doch nur immer wieder, dass so ziemlich alle anderen Menschen es nicht sind.
Aber es gab auch Menschen, die wirklich nur gut meinten mit Nic. Die ihm halfen, sein Leben verbesserten und mich mit ihren Aktionen nicht nur unterhielten, sondern sehr zum Grinsen brachten. Ich habe diese Situationen geliebt, habe Nics Sturköpfigkeit geliebt und wie er dennoch die ihm angebotene Hilfe annahm. Auch mochte ich die vielen Dinge, die im Hintergrund liefen und von denen Nic nichts mitbekam, weil er auch auf keinen Fall etwas mitbekommen durfte. Die Bösen sind nicht immer so böse wie sie scheinen und die Guten sind auch nicht immer nur gut. Man darf differenzieren und sich seine eigene Moral schaffen. Es gibt weitaus mehr als nur schwarz und weiß. Alle Grautöne dazwischen sind soviel wichtiger und spannender. Sandra Busch hat mit ihren Protagonisten Menschen geschaffen, die sehr mochte und die mir unendlich sympathisch waren. Organisiertes Verbrechen hin oder her, es sind Menschen mit alltäglichen Sorgen um ihre Familie und alle die unter ihrem Schutz stehen. Dass das ganze in Humor verpackt war, der herrlich schwarz und keineswegs platt daher kam, hat mir außerordentlich gut gefallen. „Normale“ Witze heben mich nicht an, aber Sarkasmus und „schwarzer“ Humor bringen mich zum Grinsen.
Und das durfte ich bei diesem Buch tatsächlich an einigen Stellen. Ich habe mich nur sehr ungern von Nic und seinen Mafiosi getrennt, denn dafür mochte ich „die Familie“ einfach zu sehr. Sicher, sie sind keine Engel. Aber sie sind loyal, und kümmern sich um „ihre Leute“. Ein Punkt, der sie mir sehr sympathisch machte. Ich kann dieses Buch also jedem empfehlen, der etwas unterhaltsames, spannendes und leichtes sucht, in dem Menschen vorkommen die man einfach mögen muss, obwohl sie an sich keine Sympathieträger sind. Von mir eine klare Leseempfehlung. Schade, dass das Buch nur knapp 500 Seiten hat. Ich hätte sehr gerne mehr gelesen.
Erscheinungsdatum: 29. Juni 2021
Seitenzahl Taschenbuch: 492