von Dolores Redondo
Auszug aus dem Klappentext:
Ein ungesühntes Verbrechen. Ein grausamer Verdacht.
Der preisgekrönte Bestseller von der »Königin der literarischen Spannung.« Carlos Ruiz Zafón
»Er hatte den Verdacht, dass sein ganzes Leben auf einer Lüge aufgebaut war.« Als der Schriftsteller Manuel Ortigosa erfährt, dass sein Mann Álvaro bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist, eilt er sofort nach Galicien. Dort ist das Unglück passiert. Dort ist die Polizei auffallend schnell dabei, die Akte zu schließen. Dort stellt sich heraus, dass Álvaro ihn seit Jahren getäuscht und ein Doppelleben geführt hat. Doch was suchte Álvaro in jener Nacht auf einer einsamen Landstraße? Zusammen mit einem eigensinnigen Polizisten der Guardía Civil und Álvaros Beichtvater stellt Manuel Nachforschungen an. Eine Suche, die ihn in uralte Klöster und vornehme Herrenhäuser führt. In eine Welt voller eigenwilliger Traditionen – und in die Abgründe einer Familie, für die Ansehen wichtiger ist als das Leben der eigenen Nachkommen.
Wie weit geht eine Familie, um ihr Ansehen zu retten?
Bild: © Buchsüchtig
Cover: © btb Verlag | Dolores Redondo
Meine Meinung:
Manuel tat mir unendlich leid, da er gezwungen war sich einer Situation zu stellen, die kaum zu bewältigen ist. Er hatte kaum Zeit zu trauern, sondern sah sich einer Wand aus Lügen, Intrigen und Schweigen gegenüber. Der Mann den er zu kennen glaubte, entpuppte sich als jemand, von dem er sich kein richtiges Bild mehr machen konnte, da jede Information die er erhält nur neue Fragen aufwarf. Schon auf den ersten Seiten war ich völlig gefangen und wollte mindestens genauso dringend wie Manuel wissen, was denn nun wirklich passiert war. Wer war Álvaro und warum belog er Manuel über seine Identität? Selbst als er die Familie seiner verstorbenen Mannes kennenlernte, wirft das mehr Fragen auf als es beantwortet. Álvaro wurde von allen geliebt, aber kaum einer schien ihn gänzlich zu kennen. Am wenigsten Manuel, der immer mehr Dinge aus dem Leben seines Mannes erfährt, die sich anfangs aber partout nicht zu einem Gesamtbild zusammenfügen lassen. Nach einem knappen Viertel des Buches platzte eine Bombe, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellte. Wieder einmal war ich mir sicher, dass alles was Manuel über sein Leben mit Álvaro zu wissen glaubte nur eine unglaubliche Lüge war. Wer verdammt nochmal war der Mann, mit dem er verheiratet war? Und warum scheint niemand ihn wirklich gekannt zu haben? Mir drängte sich der Verdacht auf, dass Álvaro niemandem sein wahres ‚Ich‘ zeigte, sondern jeder in seinem Leben eine Version zu sehen bekam, die nur für diese eine Person bestimmt war. Für mich blieb er lange ein Phantom, dessen ich einfach nicht habhaft werden konnte. Und diesen Umstand fand ich großartig.
Das Buch konzentriert sich auf die Entwirrung des Chaos, welches Álvaro Manuel hinterlassen hatte, besticht durch die wundervollen Worte, mit denen Dolores Redondo ihrer Geschichte Leben eingehauchte und unterhielt durch die Charaktere, die es bevölkern. Manchen stand ich sehr misstrauisch gegenüber und bei anderen verspürte ich spontane Abscheu oder Sympathie. Diese erweckte vor allem Manuel bei mir, da ich ihn sofort aufgrund seiner natürlichen Art mochte.
Auch bewunderte ich, wie er sich gegenüber der Familie Álvaros behauptete, die ihm alles andere als freundlich gegenübertrat und ihm immer wieder zu verstehen gab, dass sie ihn nicht auf dem Anwesen will und auch seine Ehe mit Álvaro weder gutheißt noch akzeptiert. Zumal wirklich jeder Dreck am Stecken zu haben schien. Der äußere Schein hatte absolut gar nichts mit den wahren Geschehnissen und Begebenheiten gemein. Wie sich die Fäden langsam entwirrten, und ein klares Bild entstand, war wunderbar und las sich sehr gut. Ich mochte vor allem die Jagd nach der Wahrheit, der sich Manuel gemeinsam mit Nogueira stellte, und die zu keinem Zeitpunkt langweilig wurde. Manchmal gibt es Geschichten, bei denen ich lange Zeit später nicht mehr weiß, ob ich das Buch gelesen oder den Film gesehen habe. „Alles was ich dir geben will“ ist solch eine Geschichte.
Ich habe jede einzelne Szene sehr klar und deutlich vor mir gesehen, habe den Duft der Kräuter, des Weines und der Erde in der Nase gehabt und beinahe die Sonne auf der Haut gespürt. Vor allem aber habe ich der Lösung entgegengefiebert, die sich mir im Laufe des Buches häppchenweise präsentierte und so dafür sorgte, dass ich das Buch, die Geschichte, sehr genossen habe. Ich kann „Alles was ich dir geben will“ uneingeschränkt empfehlen. Hier fallen die Protagonisten nicht wie die Irren übereinander her, denn das Augenmerk liegt auf ganz anderen, viel wichtigeren und spannenderen Dingen. Der zu lösende Kriminalfall klärt sich nur zögerlich und gerade das war für mich unendlich spannend. Ich kann das Buch unbedingt empfehlen. Wer allerdings zwingend Sexszenen braucht, wird mit diesem Buch nicht glücklich. Dafür bekommt man hier einen spannenden Krimi mit interessanten Protagonisten die wunderbar menschlich sind und voller Leben, Gefühl und Fehler.
Mich hat das Buch sehr gut unterhalten und ich habe es bedauert, als ich es ausgelesen hatte. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.
Erscheinungsdatum: 25. März 2019
Seitenzahl Taschenbuch: 608